Die Wikinger in Dänemark

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Der Begriff „Wikinger“ leitet sich sehr wahrscheinlich von dem altnordischen Verb víkingr ab (Rauben, Plündern, auf Beutezug, Seeräuber). Dennoch ist bis heute nicht eindeutig geklärt, warum sie Wikinger genannt werden und wer diesen Begriff zuerst verwendete. Auch wenn sie allgemein für Raub und Zerstörung bekannt sind, siedelten und handelten sie auch ebenso friedlich.

Die Wikingerzeit bezeichnet den jüngsten Teil der skandinavischen Eisenzeit. „Wikinger“ bezeichnet den Teil der Normannen, der auf Heerfahrt ging. (vikva = „von der Stelle rücken, bewegen, sich bewegen; norw. vige = weichen; Vík ist eine kleine Bucht, wo das Ufer zurückweicht; Fritz Askeberg in „Norden och kontinenten i gammal tid, Uppsala 1944 leitet davon víking (vom Verb víkja) als „Reise von Zuhause“ ab; víkingr wäre danach einer, der eine Reise macht. [vgl. Korsar zu lat. cursus und Pirat uspr. verwandt mit „fara“ = reisen]; Viking (feminin!) wird gleichbedeutend mit hernaðr „Kriegszug, kriegerischer Überfall“.

Das Wort ist älter als die Wikingerzeit und bereits im angelsächsischen Wídsíð [altenglischer Text im Exeter-Book des 10. Jh.] belegt. Die Neigung der Wikinger zum Handel zeigt sich auch an Handelshäfen wie etwa Haithabu (nahe dem heutigen Schleswig), das zum kulturellen Austausch zwischen Skandinaviern, Slawen, Sachsen und Franken beitrug, bis es schließlich 1055 in einer Schlacht zwischen Harald Hardraada und Sweyn II. zerstört und 1066 von den Westslawen endgültig dem Erdboden gleichgemacht wurde. Andere wikingische Handelszentren für den Handel mit dem Baltikum und Osteuropa waren das schwedische Birka und die Insel Gotland.

Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen ist die Geschichte des Erzbistums Hamburg von Adam von Bremen, anno 1076, in der erstmals die Entdeckung Amerikas (Vinland genannt) durch die Wikinger schriftlich erwähnt wird. Der erste schriftlich bezeugte Wikingerüberfall wird von Gregor von Tours in seiner Historia Francorum beschrieben: Im Jahr 517 überfiel der dänische König Chlochilaichum mit einer Flotte Gallien. Er verwüstete und beraubte das Gebiet des austrasischen Frankenkönigs Theoderich I. und nahm etliche Gefangene. Die Flotte stach in See, der König blieb jedoch am Strand und musste auf die Flut warten.

So konnte Theudoricus Sohn Theudobertus, der mit einem starken Heer und Flotte anrückte, den König töten, die Dänen in einem Seegefecht besiegen und die Beute wieder zurückholen. Der zweite Bericht eines Überfalls stammt aus dem Jahr 793, als das Kloster Lindisfarne im Nordosten Englands von fremden Seefahrern geplündert wurde. Für die nächsten 200 Jahre ist die Europäische Geschichte voll mit Berichten über die Plünderungen der Wikinger. Die Wikinger eroberten den größten Teil Irlands und große Teile Englands, befuhren die Flüsse Frankreichs und Spaniens und erlangten die Kontrolle über Gebiete in Russland, Finnland, dem Baltikum und Sizilien.

Berichte erzählen von Überfällen im Mittelmeer und sogar im Kaspischen Meer. Ihre Raubzüge führten sie jedoch auch flussaufwärts, weit ins Binnenland, z.B. nach Paris, und selbst über weite Landstrecken u.a. nach Kiew in Zentralrussland. Mittels archäologischer Funde und deren Auswertung ist mittlerweile belegt, dass sie Nordamerika erreichten und dort für kurze Zeit (etwa 50 Jahre) siedelten.

Die Wikinger

Um 911 bekamen der Wikinger Rollo und seine Leute die Normandie als Lehen im Vertrag von St.-Claire-sur-Epte vom französischen König Karl dem Einfältigen zugesprochen, nachdem sie das Seine-Gebiet rund um Paris verwüstet hatten. Sie sollten nun Frankreich vor weiteren Überfallen durch Wikinger schützen. Aufgrund ihrer Herkunft wurden sie Nordmänner oder Normannen genannt; so erhielt auch die Normandie ihren Namen.

Die Normannen nahmen die französische Sprache an und entwickelten im Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung eine neue kulturelle Identität. Zur weiteren Geschichte, insbesondere zur Eroberung Englands 1066 durch den normannischen Herzog Wilhelm der Eroberer und zur Ausbreitung der Normannen bis nach Sizilien, siehe Normannen.

Die dänischen Wikinger

Die Dänen segelten südlich nach Friesland, Frankreich und ins südliche England. Knut der Große war König über Dänemark, als es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Es reichte von Norwegen bis Schleswig und zwischen 1013-1016 war er zugleich König von England. Den Grundstein für dieses Großreich hatte bereits sein Vater, Sven Gabelbart, und sein Großvater, Harald Blauzahn, gelegt.

Die Wikingerschiffe

Der Bau des Wikingerschiffs erfolgte ohne Pläne nur aus dem mündlich überlieferten Gedächtnis der Väter. Es werden zwei Arten von Schiffen unterschieden: Langschiffe auch als Kriegs- oder Kampfschiffe bezeichnet, und Handelsschiffe, so genannte Knorren. Langschiffe waren die Kriegs- bzw. Kampfschiffe der Wikinger.

Sie ermöglichten sehr wirkungsvolle Überraschungsangriffe: Sie konnten mit ihnen schnell und unerwartet angreifen – sich aber ebenso schnell wieder zurückziehen, bevor ein Vergeltungsschlag organisiert werden konnte. Dieser Schiffstyp war ein ca. 20m langer Verdränger, deren Holzplanken überlappend in Klinkertechnik verbaut wurden. An den Überlappungen wurden die Planken mit Metallnieten zusammengehalten.

Sämtliche hölzernen Schiffsteile aller Schiffstypen wurden mit verschiedenen Beilen aus Baumstämmen nach der jeweiligen Maserung gehackt. Daraus ergab sich insgesamt eine enorme Festigkeit und Belastbarkeit. Auch die Planken wurden nicht gesägt. Die Längstschiffe, Langschiffe wurden gerudert und gesegelt, Sie hatten einen umlegbaren Segelmast, der in kürzester Zeit (ca. 1,5 Minuten) auf- und abgebaut werden konnte. Der Tiefgang aller Schiffe betrug nicht mehr als 1,5 Meter und sie erreichten eine Maximalgeschwindigkeit von ca. 20 Knoten!

Neben der Möglichkeit von Fahrten über lange Entfernungen konnten die Wikinger daher mit ihren Schiffen nicht nur in flachen Gewässern segeln, sondern zusätzlich entlang der Flüsse, selbst unter Brücken hindurch, tief in das jeweilige Landesinnere vordringen. Mit den Handelsschiffen, die breiter und hochbordiger als die Langsschiffe waren, brachen die Wikinger z. B. zu ihren Entdeckungsfahrten nach Grönland und zum Handel in das heutige Russland auf.

Das Steuerruder aller Schiffstypen war auf der rechten Seite, davon leitet sich die Richtungsangabe steuerbord in der allgemeinen Schifffahrt her. Aus der Saga von Riem lässt sich entnehmen, dass die Wikinger schon damals wussten, dass die Erde rund ist. Ein archäologischer Fund lässt auf die Verwendung einer kompassähnlichen Navigationshilfe schließen. Auch die Gezeiten haben sie gekannt. Insgesamt waren die Wikinger in der Navigation und dem Schiffbau nicht nur für ihre Zeit richtungsweisend, vielmehr stammen viele noch heute verwendete Begriffe aus dem Bereich letztlich von ihnen.

Gründe für die Expansion

Den Grund für die Überfälle sehen einige in einer Überbevölkerung, die durch die technischen Fortschritte (wie etwa die Verwendung von Eisen), aber auch durch die seit 800 n. Chr. einsetzende Klimaverbeserung hervorgerufen wurde, wenngleich eine andere Ursache auch der Druck sein könnte, den die fränkische Expansion verursacht hat. Für Menschen, die an der Küste leben, scheint es normal zu sein, neues Land übers Meer zu suchen. Ein weiterer Grund ist, dass sich zu dieser Zeit einige europäische Länder (besonders England, Wales und Irland) in inneren Unruhen befanden und somit leichte Beute waren. Das Frankenreich jedoch hatte gut verteidigte Küsten und gut befestigte Häfen. Reine Abenteuerlust könnte ebenso eine Ursache gewesen sein.

Mythologie und Literatur

Die germanische Mythologie und die altnordische Literatur berichten uns über ihre heidnische Religion und ihre kühnen Helden. Das bedeutendste Beispiel für die germanische Mythologie stellt wohl die Edda (Ältere Edda und Jüngere Edda) dar. In dieser Sammlung sind die verschiedensten Erzählungen der Wikinger zusammengefasst. Allgemein war Thor der wichtigste Gott der Wikinger, regional hatte er sogar eine wichtigerere Position als Odin, der germanische Göttervater. Die Wikinger im Gebiet des heutigen Schwedens verehrten Freyr als einen ihrer wichtigsten Götter, er besaß daher sein Hauptheiligtum im heutigen Uppsala. Sie kannten keine Priester.

Sitten und Gebräuche

Sehr oft wurden bei den Wikingern weibliche Säuglinge kurz nach der Geburt getötet. Das hatte den Zweck, dass die Frauen bald wieder schwanger werden konnten, um einen erhofften Knaben zu gebären. Für Ihre kriegerischen Raubzüge waren sie besonders auf männlichen Nachwuchs angewiesen. Auf ihren Raubzügen nahmen sie Gefangene jeden Alters und Geschlechts mit nach hause und verwendeten sie als Sklaven. Mit diesen wurde auch regelrechter Handel betrieben bis in den vorderen Orient. Dort waren besonders blonde Kinder und Frauen begehrt.

Ende der Wikinger

Nach Jahrzehnten des Ausplünderns wurde der Widerstand in Teilen Europas wirkungsvoller und die Christianisierung Skandinaviens führte zu einem milderen Verhalten. Außerdem etablierten sich die Königreiche Norwegen, Dänemark und später auch Schweden und man kann annehmen, dass ihre Könige friedlichere Verhältnisse schaffen wollten.