Studieren in Dänemark
Jeden Tag heißt es man muss für die Schule lernen damit man eines Tages einen guten Job bekommt. Auch ich habe das immer wieder gehört und mich leider nicht darangehalten. Also hieß es dann kurz vorm Abi: „Was machst du denn nach dem Abitur?“ Studium in Hamburg kam für mich nicht in Frage, denn dafür waren die Noten nicht gut genug. Ausbildung? War nicht das, was ich mir erträumte. Also wohl ein Auslandsjahr und hoffen, dass man durch das Wartesemester doch noch eine Chance auf einen Studiums Platz hat. Gleichzeitig würde man dann noch Englisch lernen, aber dafür fehlte dann doch das Geld und wirklich überzeugt war ich davon auch nicht. Also weitersuchen. Private Uni? Will ich meinen Eltern wirklich damit auf der Tasche liegen? Nein. Ok ich gebe zu ich hatte es einfach, denn meine Schwester hatte mir die Lösung direkt vor die Füße gelegt. Sie hatte auch den Weg nach Dänemark gewagt und war bereits seit eineinhalb Jahren fertig mit ihrem Bachelor.
Also habe ich mich entschieden es ihr einfach nachzumachen. Ab nach Horsens an das VIA University College(http://www.via.dk/) und ab ins Marketing Studium. Für mich hat es vieles kombiniert. Das Studium ist Kostenlos wie fast alle Universitäten in Dänemark, es ist auf Englisch, also verbessere ich meine Sprachkenntnisse und es hat einen ganz anderen Ruf. Das schönste aber ist, dass Dänische Universitäten sich nicht viel aus dem Notendurchschnitt machen.
Also kommen wir zum Bewerbungsprozess. Normalerweise bewirbt man sich über das Portal Optagelse (http://www.optagelse.dk/). Hier lädt man einen Lebenslauf, ein Anschreiben und das Abitur hoch. Zudem füllt man noch ein paar Zeilen aus, in denen es um die Basics wie Geburtsdatum und Anschrift geht. Da man sich in Dänemark schon im März bewirbt, ist es schwierig ein Abitur einzureichen, wenn man es erst im Juli erhält. Ihr könnt aber einfach die letzten 3 Zeugnisse hochladen und im Anschreiben erwähnen, dass ihr euch noch im Prozess befindet.
Weiterer Vorteil des Portals ist, dass ihr mehrere Anschriften hochladen könnt. Ihr wählt auf dem Portal dann die Studiengänge aus auf die Ihr euch bewerben wollt und entscheidet welche Anschrift die jeweilige Bewerbung enthält. Mit dem Portal könnt ihr euch an mehreren Unis gleichzeitig bewerben. Insgesamt ist das ganze ziemlich einfach und praktisch, wenn man sich erstmal etwas eingefunden hat. Das Ganze ist natürlich auch auf Englisch und nicht nur auf Dänisch.
Die Provisorische Zusage kam bereits nach einem Monat. Mit provisorisch ist gemeint, dass ich den Platz unter der Voraussetzung bekomme, dass ich mein Abitur bestehe und einen Englischtest einreiche oder an der Uni selbst absolviere. Ziemlich praktisch, da man sich ab diesen Zeitpunkt schon mal auf Wohnungssuche begeben kann.
Den Englischtest habe ich an der Uni absolviert. Da ich zuvor in Hamburg wohnte, war es für mich nur eine drei Stunden Fahrt in das 300km entfernte Horsens. In dem Englischtest musste ich nur in 60 Minuten einen kleinen Aufsatz über ein Thema meiner Wahl schreiben und danach noch ein 15-minütiges Gespräch mit einem Lehrer führen. Auch hier ging es lediglich darum, zu überprüfen ob es mir möglich ist dem Unterricht zu folgen. Gleichzeitig habe ich mich nach einer Wohnung umgeschaut. Viele Universitäten haben extra Wohnungen für Studenten unmittelbar in der Nähe vom Campus. In meinem Fall war Drosselbo(http://www.drosselbo.com/index.asp?mode=for!forside!gb) dafür verantwortlich. Hier habe ich mir einfach eine Wohnung ausgesucht und reserviert. Leider musste innerhalb von 24 Stunden die Kaution und die erste Monatsmiete überwiesen werden, ohne, dass man die Schlüssel hat. War wirklich vergleichbar mit einem Kauf einer Karte für ein Fußballspiel oder Konzert. Ich zahle jetzt circa 460€ für eine Wohnung die ich mir mit einer weiteren Person teile. Jeder hat einen circa 12m² großen Privatraum. Das 8m² große Badezimmer und das 28m² Wohnzimmer mit offener Küche wird geteilt. Inkludiert in den Kosten ist Wasser, Heizung, Strom und Internet.
Ankunft und Einführung liefen mehr als reibungslos. Die Uni hilft sehr dabei sich einzufinden und Freunde zu finden. Nach einer Einführung in das System wurden wir in unsere Klassen eingeteilt. In Dänemark studiert man in Klassen und arbeitet mit echten Unternehmen zusammen. Also man betreibt sogenanntes Casework. Meine Klasse bestand zum Anfang aus fast 50 Studenten, wobei ich bestimmt 10 nie gesehen habe und weitere 10 sich relativ schnell nicht mehr gezeigt haben. Mit den 30 Mitstudenten oder auch Kommilitonen arbeitet es sich sehr angenehm und ein großer Unterschied zum Klassenunterricht in der Schule besteht nicht. Man sitzt halt vorm Laptop anstatt vorm Buch, was das ganze dank Facebook und ähnliches des Öfteren angenehmer macht.
Nach 2 Wochen wurden wir in unsere Studygroups eingeteilt mit der wir die Projekte bearbeiten. Diese bestehen meist aus 4 bis 5 Leuten. In meinem ersten Projekt habe ich eine Marketing Idee für das Start-up Tadaa (http://tadaacar.dk/) entwickelt. Mein Semesterprojekt wird ebenso eine Kooperation mit diesem Unternehmen sein.
Zwar sind die Unterhaltungskosten in Dänemark höher als in Deutschland, aber dafür ist auch das Gehalt dementsprechend angepasst. Das Gehalt für Studentenjobs liegt meist bei 120dkk also umgerechnet 16€ die Stunde. Arbeitet man mindestens 43 Stunden im Monat erhält man zudem SU welches mit dem deutschen BAföG zu vergleichen ist. Mit dem Unterschied, dass das Gehalt der Eltern keine Rolle spielt und es nicht zurückgezahlt werden muss. Man bekommt also momentan circa 620€ zusätzlich vom dänischen Staat.
Leider ist aufgrund dessen der Arbeitsmarkt umkämpft. Ich hatte das Glück bei Trendhim (https://www.trendhim.de/) einen Job zu finden. Hier arbeite ich im Lager und versende Pakete nach ganz Europa. Trendhim ist an der Universität bekannt, da viele Leute hier einen Job gefunden haben. Meinen Erfahrungen zufolge ist das Arbeitsklima in Dänemark viel entspannter und lustiger als in Deutschland. Auch wenn man sich auf Englisch unterhält komme ich sehr sehr gerne zur Arbeit.
Insgesamt bietet mir Dänemark also ein Internationales Studium, welches sehr Praxisorientiert ist. Ich lerne viel über andere Kulturen aufgrund der vielen Studenten aus den unterschiedlichsten Ländern Europas und aufgrund des Jobs kann ich mein Leben hier komplett alleine finanzieren.
Dänemark war also für mich genau der richtige Schritt und generell bin ich auch sehr Glücklich hier.
Zugesandt von Robert R.